Das
persönliche Empfinden
des Selbst auflösen
Hinweis: Die in diesem Brief verwendeten Begriffe „persönliches Selbst“, „menschliches Bewusstsein“ und „Bewusstsein des persönlichen Selbst“ beziehen sich alle auf den persönlichen Eindruck von Selbst oder Bewusstsein, nicht auf ein tatsächlich existierendes persönliches Selbst oder ein tatsächliches menschliches Bewusstsein. Ein solches gibt es nicht.
Liebe Freundin, lieber Freund,
Leonard Cohen sagte einmal in einem Interview: „Ich beschäftige mich nicht allzu sehr mit der Frage nach der Quelle. Für mich ist Poesie das Zeugnis des Lebens und nicht Leben selbst. Es ist die Asche von etwas, das gut brennt. Manchmal verwirrt man sich, indem man versucht, Asche statt Feuer hervorzubringen.“
Er wusste, dass die Quelle alles Guten ist. Daher gibt es keinen Anlass sich damit zu beschäftigen, sie zu suchen oder sich für sie anzustrengen. Die Quelle ist, nur dies ist wichtig, nicht die Asche des Lebens, die Leonard Cohen als die Wirkung (die Poesie) des Lebens beschreibt. Verweile in der Quelle und lausche – lausche der Quelle des Lebens, lausche Gott selbst. Die Wirkungen (die Asche) sind sodann automatisch und unfehlbar.
Ich möchte eine Passage aus Frank Laubachs Buch „In jeder Minute bist du da“ mit dir teilen. Sie ist so wunderschön und enthält die gesamte Praxis der Gegenwart Gottes. Er beschreibt eine wunderbare Erfahrung:
„Ich spreche zu dir nicht durch deine Zunge, sondern durch alles, was du in der Natur siehst: durch die Schönheit dieses Sonnenuntergangs, durch den kleinen Moro, der neben dir steht, ohne zu verstehen, was du sagst, und der sich wundert, auf was in den Wolken du blickst. Wenn ich nicht mit Worten zu dir spreche, dann deshalb, weil die dich rings umgebende Wirklichkeit größer ist als die unvollkommenen Symbole für die Dinge, die du in Form der Wörter hast. Es ist für deine Zunge nicht notwendig, dass sie spricht, und nicht einmal irgendwelche genauen Gedanken müssen deinen Geist erleuchten, denn ich selbst bin unendlich wichtiger für dich als alles, was ich dir geben kann – sogar wichtiger als die brillantesten Gedanken. Wenn dir also Gedanken kommen, dann heiße sie willkommen, aber wenn sie nicht frei fließen, dann lehne dich einfach zurück und liebe und gönne mir damit die gemeinsame Freude, von dir geliebt zu werden.“ (S. 37–38)
Ist das nicht wunderbar? Ich denke, dieses Buch ist mit Bruder Lorenz Buch „In Gottes Gegenwart leben“ vergleichbar. Es lohnt sich beide zu lesen, falls du sie noch nicht gelesen hast.
So lass uns heute das persönliche Selbst loswerden und die Botschaft der Wahrheit tiefer als je zuvor vernehmen. Glaube nicht eine Minute lang, dass du die Worte bereits gehört hast, selbst wenn du die gleichen Worte erst gestern vernommen hast. Glaube dies niemals! Begreife sie heute als das frische Manna, welches jetzt neu gehört, neu entdeckt und neu erkannt wird. In dieser Weise wirst du den subtilen Wechsel erfassen, der notwendig ist, um das persönliche Selbst zu verlieren und zu der Unendlichkeit, die du bist – oder die Gott als du ist – aufzuwachen. Begreife, dass es sich um einen sehr subtilen Wechsel im Gewahrsein handelt. Sei also dafür offen.
Bei dem Wechsel, dem Erwachen, das mit dem Verlieren des persönlichen Selbst einhergeht, geht es gänzlich darum, durch die Worte hindurchblicken zu können – hin zu Wirklichkeit selbst. Halte niemals bei den Worten an. Halte niemals bei etwas an, das du bezeichnen oder beschreiben kannst. Halte bei nichts, das du sehen, hören, tasten, schmecken oder riechen kannst, an, sondern begib dich jenseits davon. Bewege dich durch den Anschein hindurch zur Wirklichkeit – hin zum Nicht-Körperhaften, zu Unendlichkeit, Allgegenwart, Allwissenheit, Allmacht. Diese sind Gott, der Geist (Spirit) und die Wahrheit von allem, was existiert.
Zwei Worte
Du vernimmst jetzt gleich zwei Worte, die dich, wenn du nicht achtsam bist, zu einer Reaktion verleiten könnten. Du wirst vielleicht sagen: „Ich habe diese Worte schon gehört, ich kenne sie. Ich muss sie nicht erneut hören.“ Mach bitte nicht diesen Fehler. Ich gebe sie dir – dir, der oder die du diese Worte noch nicht gehört hast. Wir haben noch kein Wort der Wahrheit gehört, wenn wir nicht einzig als und durch Wahrheit leben, wenn wir nicht jede Erscheinung unbekümmert beiseitelegen, ohne uns um die Erscheinung, um Suggestion – sei sie gut oder schlecht – zu sorgen und stattdessen die Wahrheit dieser beiden Worte leben.
Die Worte sind: Gott ist. Gott ist. Wir können noch ein Wort hinzufügen und sagen, dass einzig Gott ist, was die Dinge aber verkompliziert. Erkenne jetzt: Gott ist. Gott ist natürlich das einzige Ist. Gott ist Unendlichkeit. Bedenke dies! Gott ist Unendlichkeit, was bedeutet, dass nichts anderes existiert.
„Und Gott sah alles, was er gemacht hatte.“ (1. Mose 1,31) – alles, was existiert (was als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erscheint), vom ganzen Universum bis hin zu einer kleinen Zelle, einem Atom oder einem Subatom, ist Gott. Gott ist Unendlichkeit. Daher existiert nur Gott. Lasst es uns nochmals hören, bis wir es wahrhaft wissen: Es kann nicht Unendlichkeit und etwas anderes geben.
Denke nun nach: Wie häufig erwischen wir uns dabei uns zu erinnern, dass einzig Gott ist, um sodann Gott zu suchen, damit unser Körper heilt, die Geschäfte erblühen, damit sich alle Angelegenheiten harmonisieren oder Liebe unter den Menschen und Frieden im Geist und in der Welt sein möge?
Sobald wir das tun, haben wir die Unendlichkeit Gottes – das Ist-Sein und Bereits-Sein Gottes – verleugnet. Wir haben ein „und“ akzeptiert und machen uns nun daran, „Gott-ist“ zu suchen, sodass wir unsere Erfahrung heilen, harmonisieren oder zum Erblühen bringen können. Wenn du dich mit irgendeinem hartnäckigen, disharmonischen Zustand oder Umstand abmühst, so hast du ein „und“ unterhalten, an ein „und“ geglaubt und fährst daher fort, damit zu kämpfen. Kannst du das erkennen? Erkenne nun: Gott ist. Wir müssen Gott nicht suchen. Gott ist bereits, was wir sind und was wir erfahren. Gott ist unendlich, daher ist offensichtlich und gemäß der Logik alles der Existenz bereits und ewig Gott.
Erkennst du die Falle, die das persönliche Selbst für sich aufstellt, indem es Gott sucht, damit Gott etwas tun möge, damit das Gute zum Vorschein kommt, von dem wir in unserer Unwissenheit glauben, dass wir es benötigen? Gott ist bereits als sich selbst offenbar, als alles, was ist. Gott ist bereits offenbar, sichtbar und wirklich als du, dein Geist, als dein Körper, deine Angelegenheiten und deine gesamte Welt.
Gott ist. Wenn du deine persönliche Erfahrung in Betracht ziehst, kannst du diese Aussage verleugnen oder dagegen argumentieren. Du kannst abstreiten, dass Gott ist. Erkenne jedoch, dass es nur das persönliche Selbst ist, das abstreitet und eine nicht gott-gemäße Erfahrung hat. Und warum? Weil das persönliche Selbst sich selbst aufrechterhält. Das persönliche Selbst glaubt sich selbst. Es schaut aus seiner Perspektive auf die Erfahrung, statt aus der Perspektive Gottes (von Gott-ist). Auf diese Weise hält sich das persönliche Selbst aufrecht und fährt fort zu leiden.
Erkenne dies: Das persönliche Selbst – die Ich-mich-mein-Perspektive – ist Glaube, ist das einzige Leiden. Oh, bitte höre es! Das persönliche Selbst ist das einzige Leiden. Und wenn ich „persönliches Selbst“ sage, so meine ich den persönlichen Eindruck von Selbst. Es gibt kein tatsächliches persönliches Selbst; es gibt nur Gott-Selbst. Nichtsdestotrotz ist die Akzeptanz und das Unterhalten der Ich-mein-mir-Perspektive selbst das einzige Leiden. Ist dieses Leiden wahr, ist es wirklich? Nein, das persönliche Selbst ist nicht wirklich. Es existiert nicht. Es ist nur ein Traum. Daher ist alles der Erfahrung des persönlichen Selbst ebenso unwirklich und nur Teil des gleichen Traums.
Erhebe dich nun wieder in Gott-ist. Lass uns heute erkennen: Gott ist. Einzig Gott existiert und Gott ist Unendlichkeit. Daher ist das Gute unendlich. Das Gute ist an jedem Punkt der Unendlichkeit vollkommen existent, spirituell geformt und sichtbar als alles, was existiert.
Bleibe in Gott-Bewusstsein, bleibe in Unendlichkeit und meditiere über die wahre Präsenz Gottes – morgens, mittags und abends. Fühle die Präsenz in dir und um dich herum und erkenne: Diese Aktivität des Bewusstseins und das Fühlen der Präsenz ist selbst das Verschwinden des persönlichen Selbst. Erkenne, während du meditierst, dass Gott die Unendlichkeit der Existenz ist, eben jenes Ist aller Existenz.
(Einige Minuten der Stille)
Gott ist. Fühlst du dich, jetzt nach der Meditation, mehr mit Gott gefüllt? Du kannst es nicht vermeiden, wenn du in Gott-ist weilst. Gott ist das Unendliche. Daher existiert einzig Gott und diese Existenz ist. Gott ist das einzige Ist. Wenn etwas in deinem Leben ist, so ist es Gott, völlig sichtbar, wirklich, gänzlich manifestiert und aufgezeigt – für dich.
Falle nicht in das persönliche Selbst zurück, indem du in deine Welt schaust und sagst: Nun, das mag wahr sein, doch ich erfahre es nicht. Siehst du, wiederum kann nur das persönliche Selbst eine solche Abwesenheit des Guten verkünden.
Die illusionäre Natur der Sinneseindrücke
Um die Welt loszulassen und frei in Gott-ist zu weilen, müssen wir die illusionäre Natur von allem, was wir sehen, hören, tasten, schmecken und riechen können (als etwas aus sich selbst heraus Bestehendes), verstehen. Beide, das erfahrene Gute und Schlechte, das wir bezeichnen und definieren können, haben nichts mit Gott zu tun, sondern sind lediglich der hypnotische Sinneseindruck aus der Perspektive des persönlichen Selbst.
Wir schauen nach außen und sagen: „Ich sehe ihn, sie oder es.“ Jedoch ist das Einzige, das wir dort sehen, ein menschlicher Er, eine menschliche Sie oder ein materielles Es, denn wir sehen persönlich; wir urteilen persönlich. Erhebe dich nun aber in Gott und sage mir, wo dieser Er, diese Sie oder dieses Es in Gottes Betrachtungsweise sind? Sie existieren nicht – Gott ist das eine universelle, unendliche, allgegenwärtige Leben, das eine Sein, der eine Geist, der eine Körper.
Wenn wir in das persönliche Selbst fallen, sehen wir dieses eine Sein als eine unendliche Vielfalt an verschiedenen Menschen, verschiedenen Körpern, verschiedenen Geistern, verschiedenen Dingen, verschiedenen Plätzen, Beträgen und Aktivitäten. Ignoriere all diese, erhebe dich in Gott und erkenne Einssein, Unendlichkeit, Allgegenwart:
Ich bin das eine Leben und ich bin das Licht dieses einen Lebens, das Licht, welches alles für die Sinne sichtbar macht.
Ich bin das Licht der Welt und Licht ist Form.
Ich bin das unendliche Licht, die Form, die Aktivität, der Betrag, das Ding und der Platz dieser Welt.
Aber höre es! Ich bin – nicht das, was zu sein scheint, nicht wie Ich erscheint, sondern Ich selbst bin das Licht, welches die eine Form ist, welches der Mensch, der Körper, der Geist, die Aktivität, der Betrag und der Platz der Welt ist. Singular. Ich bin das alleinige Licht, der alleinige Körper, der alleinige Geist, der alleinige Betrag, die alleinige Aktivität – Ich … Ich … Ich; daher ist das persönliche Selbst eine Illusion. Gut und schlecht, egal in welcher Form sie erscheinen, egal welche Aktivität sie annehmen, sind reine Illusion. Sie sind der hypnotische, mesmerische, Zustand des Selbst.
Krankheit ist pure Illusion. Das bedeutet nicht, dass wir die Erfahrung von Krankheit leugnen. Wir können sie nicht leugnen, müssen wir doch nur in unsere Welt schauen und uns die unzähligen Krankenhäuser, voll mit Menschen, die an der einen oder anderen Krankheit leiden, vor Augen führen. Alles, was wir tun müssen, ist das Leiden und den Schmerz, der erfahren wird, wahrzunehmen. Wir müssen uns nur einmal den Zustand der Finanzen und Geschäftstätigkeiten der Menschen anschauen, all die Wünsche und Bedürfnisse, die alle Bereiche ihres Lebens füllen, all die gescheiterten Ehen und Beziehungen, die unglücklichen Familien, all die Uneinigkeiten und Disharmonien. Schaue dir die Feindseligkeiten in der Welt an. Wir müssen nur in die Zeitung schauen, um zu sehen, in welch traurigem und schmerzvollen Zustand sich die Welt befindet. Vor vielen Jahren habe ich aufgehört Zeitung zu lesen und Fernsehen zu schauen, da es keinen Sinn macht, den Geist mit weltlichen Neuigkeiten, mit den Feindseligkeiten, den Katastrophen, dem Schmerz und dem Leiden der Welt zu füllen. Wir wissen, dass sie existieren. Wir müssen unseren Geist nicht damit füllen.
Unsere Aufgabe jedoch ist es, nicht durch den persönlichen Sinn zu schauen. Wir haben eine andere Aufgabe. Wir bewahren unser Sein als das Licht der Welt, das Licht der Menschen, den Christus der Menschen, die Gott-Präsenz der Menschen und deren Erfahrung. Niemals leugnen wir die schlechten Erfahrungen, die wir als menschliche Wesen haben und ebenso verleugnen wir auch nicht die sogenannten Katastrophen der Welt. Inmitten der Erfahrung ist es jedoch unsere Aufgabe, um die gänzlich illusionäre Natur all dessen zu wissen.
Das ist der Grund, warum der Christus-Weg – der Weg der vier Evangelien, des Unendlichen Weges und des Miracle Self – der „mittlere Weg“ ist. Wir sind nicht absolut. Gott ist absolut und wir sind in unserem Gott-Erkennen hinsichtlich der Erfahrung Gottes absolut – aber niemals schauen wir hinaus und leugnen den Schmerz, das Leiden, die Katastrophen, die Ungerechtigkeiten und Feindseligkeiten. Wir erkennen alles Schlechte und alles Gute als den Schleier der Illusion, den hypnotischen Eindruck des persönlichen Selbst, während Wahrheit an exakt jenem Platz zugegen ist und im nicht-hypnotischen Zustand sofort sichtbar und wirklich ist.
Das ist der mittlere Weg, der gerade und schmale Pfad, den der Meister offenbarte. Man kann kein bisschen von ihm abweichen. Er ist das Bewusstsein, welches mit Gott als Alles-von-allem gefüllt ist. Wenn wir von ihm abweichen, wenn wir gott-fremden Interessen und Auffassungen erlauben, ein Maß an Bewusstsein zu stehlen, sind wir unfähig Gott, das Gute, dort zu bezeugen, wo Disharmonie zu sein scheint.
Das Bewusstsein, Gott, bringt sich selbst als harmonische, gesunde und reiche Form zum Vorschein, doch das geteilte, heterogene, beeinträchtigte Bewusstsein offenbart sich selbst als geteilte, heterogene und beeinträchtigte Form.
Es bedarf niemals einer Anstrengung, um Bewusstsein sichtbar werden zu lassen; Bewusstsein ist Form. Was auch immer dein und mein Zustand des Bewusstseins ist, ist für die Welt sichtbar. Dies ist der Grund, warum ein Bewusstsein, das mit Wahrheit gefüllt ist, sich nicht um die Welt sorgen muss (Lukas 12,22) – das reichlich Gute in jedem Bereich des Lebens ist automatisch und unfehlbar; und dies ist der Grund (höre genau hin) warum Disharmonie, Armut und Krankheit keines Kümmerns bedürfen.
Einzig eine Transformation des Bewusstseins heilt, harmonisiert und lässt gedeihen. Sobald dein Bewusstsein mit Gott gefüllt ist, ist deine Welt mit Gutem gefüllt, denn Bewusstsein und Form sind eins.
Lass uns dies tiefgründig erfassen: Gott ist unendlich, einzig Gott ist und somit haben wir Gott ist. Wenn irgendetwas ist, so ist es Gott. Lass uns das Ist betonen. Gott ist – nicht „kann sein“ oder „wird sein“ oder „entfaltet sich als“ – sondern Gott ist. Gott ist Unendlichkeit. Außer Gott gibt es nichts – daher ist Krankheit reine Illusion, ebenso wie Mangel und Begrenzung reine Illusion sind. Unglücklichsein, Disharmonie, Widerwille und Feindseligkeit sind reine Illusion, wie auch Geburt und Tod reine Illusion sind.
Durch Illusion zur Wahrheit vordringen
Was ist Illusion? Wofür wir es zu allerwenigst halten müssen, ist eine andere Ebene der Wirklichkeit. Du wärst über die Anzahl der Emails erstaunt, die ich mit Bitten erhalte wie: „Ich habe eine Illusion. Bitte hilf mir sie loszuwerden. Hilf mir bitte von ihr geheilt zu sein!“ Als ob die Illusion irgendeine Form von Realität wäre, die einer Heilung bedürfte und wir sie loswerden müssten. Nein, so ist es ganz bestimmt nicht!
Es ist wahr, dass wir von ihr frei sein werden. Jedoch ist der Weg dahin ein ganz anderer. Er ist ein sehr spezifischer, gerader und schmaler Weg.
Was sollen wir mit einer Illusion tun? Was ist eine Illusion? Können wir uns erheben und sie berühren? Ist sie greifbar? Ist sie fest? Existiert sie an einem tatsächlichen Platz, den wir definieren können? Hat sie eine eigene Macht? Beruht sie auf einer Gesetzmäßigkeit – einem göttlichen Prinzip oder Gesetz, auf Realität?
Es ist wahr, dass es ein optisches Prinzip, eine optische Gesetzmäßigkeit gibt. Macht dieses optische Gesetz oder Prinzip aber eine optische Illusion wirklich? Macht es sie greifbar und gibt es ihr Festigkeit? Können wir uns zu der Illusion hinbewegen, sie ausgraben, auf einen Lastwagen laden, fortschaffen und irgendwo abladen? Nein. Das Einzige, was wir tun können, ist sie zu ignorieren und durch sie hindurchgehen. Sie hat keine Festigkeit; sie hat kein Fundament. Sie folgt keinem Prinzip und keiner Gesetzmäßigkeit. Sie hat keine Macht und keine Fähigkeit. Sie kann nichts für und nichts gegen dich ausrichten. Sie ist nichts als Illusion. Du kannst deine Hand durch sie hindurchbewegen. Du musst dir ihretwegen weder Sorgen machen noch dich mit ihr beschäftigen.
Wenn wir an einem hellen, sonnigen Tag auf einer Straße fahren würden und plötzlich entdeckten, dass die Straße vor uns überschwemmt wäre, so würden wir wissen, dass die Überschwemmung eine Illusion ist. Wir ließen uns nicht zum Narren halten. Wir würden nicht anhalten, aussteigen und allen anderen Fahrern winken, damit sie anhalten und warten bis das Wasser verschwunden ist. Wir wissen, dass es sich um eine Illusion handelt. Wir wissen, dass wir weiterfahren können und uns die „Überschwemmung“ niemals berühren wird. Sie wird sich genauso schnell vor uns hinbewegen, wie wir uns auf sie zubewegen – solange bis sich der optische Eindruck verändert und sie aus unserer Sicht von der Straße verschwindet.
Jede Disharmonie und jede Harmonie, die wir bezeichnen können, ist – in und aus sich selbst – ebenso sehr eine Illusion wie die überschwemmte Straße. Sie sind als solche nicht wirklich, sie sind „optische Illusionen“ von Glaube, des hypnotischen Zustands des Gewahrseins. Können wir unsere Hand durch die guten und schlechten Sinneseindrücke hindurchbewegen? Können wir einfach durch sie hindurchgehen? Die Antwort ist: Ja, wenn wir nicht als persönliches Selbst leben, wenn wir uns in das unpersönliche Selbst (Gott-Selbst) erhoben haben, in das nicht-körperhafte Selbst und die nicht-körperhafte Welt. Sodann können wir unsere Hand natürlich durch alles hindurchbewegen und durch alles hindurchgehen. Nicht-Körperhaftigkeit hat keine Materie an sich, sie kann sich daher nicht selbst blockieren oder behindern.
Es gibt keine Festigkeit – Menschen oder Plätze wurzeln in Nichts. Kannst du das erkennen? Das nicht-körperhafte Leben im nicht-körperhaften Universum ist gänzlich eine Aktivität des Bewusstseins und keine Aktivität des persönlichen Selbst mit seiner materiellen Welt und seinen materiellen Dingen. Kannst du das erfassen? Alles Schlechte in unserer Erfahrung, mit all seiner Härte – Krankheit, Feindseligkeit, Naturkatastrophen, Obdachlosigkeit, Widerwillen – ist nicht weniger illusionär als die überschwemmte Straße. Im Bewusstsein von Gott ist die Illusion durchschaut. Im Bewusstsein von Gott-ist existiert weder gut noch schlecht, sondern einzig Gott-ist.
Wenn wir allerdings versuchen, als persönliches Selbst Gott-ist zu verstehen und zu erfahren, werden wir scheitern. Genau diese Aktivität des persönlichen Selbst ist dem Gott-Bewusstsein gänzlich fern. Wir können Gott, wir können Gott-ist, das nicht-körperhafte Bewusstsein, das wir und alle sind, nur im nicht-körperhaften Bewusstsein erfahren, wo wir Erscheinung außer Acht lassen.
Wir wissen, dass alles der Wahrnehmung – für sich genommen – Illusion oder materielle Suggestion ist und wir es daher nicht in Betracht ziehen. Alles, was Gott fremd ist – alles Schlechte und alles Gute – ist, für sich genommen, eine Illusion des materiellen Sinneseindrucks, die wir daher loslassen. Wir behandeln sie wie die Spreu vom Weizen. Wir lassen die Illusion, wenn sie darauf besteht, Seite an Seite mit der Wahrheit existieren (so wie die überschwemmte Straße). Kämpfe nicht gegen sie; wünsche nicht, dass sie verschwinden möge. Wenn wir dies tun, glauben wir offensichtlich, dass es sich um ein wirkliches „Etwas“ handelt, das wir loswerden müssten. Lass sie los und vergiss sie. Indem wir die Illusion loslassen und im Gott-ist-Bewusstsein bleiben, beginnen wir die Formen von Gott-ist zu erfahren, denn Illusion kann sich in unserem Gott-ist-Bewusstsein nicht aufrechterhalten, so wie sich Dunkelheit in der Gegenwart von Licht nicht aufrechterhalten kann.
Das Einzige, das in Gott-ist-Bewusstsein gelebt und erfahren wird, ist Gott-ist-Form. Wir müssen hierbei jedoch mit gewissenhafter Disziplin vorgehen! Wir brauchen hierzu Beständigkeit. Wir müssen hierfür alles geben, alles, was wir sind und haben. Ich denke, das ist einer der gewichtigsten Gründe für den Mangel an (sogenanntem) Heilungsbewusstsein unter den Schülern der Wahrheit – wir haben einfach nicht genügend spirituelle Disziplin.
Sind wir selbst es, die keine spirituelle Disziplin haben? Nein, es ist der persönliche Eindruck eines Selbst, das falsche Selbst, das teuflische Selbst. Spirituelles Erwachen ist der Tod des persönlichen Selbst. Das persönliche Selbst ist ein Überlebenssinn. Es möchte leben. Es möchte selbst etwas sein. Es möchte für seine Großartigkeit, seine Schönheit und Klugheit, für seine Errungenschaften oder seine gute Gesundheit und sein lebenslanges Wohlergehen anerkannt werden. Es unternimmt große Anstrengung und gibt all sein Geld dafür aus, um ein paar Jahre länger zu leben. Glaube möchte überleben und kämpft mit aller Macht darum, dies zu erreichen. Er ist Teil der Verzögerung, die wir erfahren und Teil des Mangels an spiritueller Disziplin, mit der wir uns zufriedengeben.
Doch, liebe Freundin, lieber Freund: Du bist die Präsenz des Paradieses selbst! Deine ganze Welt ist die Präsenz des Garten Edens, des Paradieses. Du bist das und das Du, das Ist ist, ist dein Ich, deine Gott-Präsenz, deine Gott-ist-Präsenz. Lohnt es sich die notwendige Disziplin und Hingabe aufzubringen und in der ununterbrochenen Realisation von Gott-ist zu stehen? Lohnt es sich, die Fähigkeit, nicht nach dem Anschein zu urteilen, aufrechtzuerhalten, die Fähigkeit zu erkennen, dass alles, was wir sehen, hören, schmecken, tasten und riechen, für sich genommen Teil der Illusion und nicht Wahrheit ist und folglich auch nicht wahrheitsgemäß erfahren werden kann? Ja! Jede Minute spiritueller Disziplin, die wir aufbringen können, lohnt sich, denn jede Minute des Gott-Erkennens wird tausendmal belohnt.
Das Menschliche kann Gott, das Gute, nicht erfahren
Höre dies: Das persönliche Selbst oder das Menschliche kann Gott nicht erfahren! Gott ist nicht im Bereich des Menschlichen zu finden. Der Bereich des Menschlichen ist menschliches Bewusstsein. Gott ist in praktischer Erfahrung nur als Gott-Bewusstsein, als Gott-ist-Bewusstsein verfügbar.
Alles, alles was wir tun, wenn wir im persönlichen Eindruck von Selbst verbleiben und Gott für unsere Heilung, unseren Wohlstand, unsere Liebe und unseren Frieden suchen, wird für immer scheitern. „Bittet ihr aber, so empfangt ihr nichts, weil ihr verkehrt bittet.“ (Jakobus 4,3) Wir bitten verkehrt, wenn wir versuchen, Gott in den menschlichen Bereich zu bringen, denn der menschliche Bereich ist eine Illusion. Du erkennst dies, nicht wahr? Einzig Gott ist; daher ist Gott einzig in Gott-Bewusstsein verfügbar, sichtbar, praktisch, wirklich.
Mit dieser Erkenntnis, von der ich weiß, dass du sie nun erfasst, bist du fähig den feinen Wechsel vom persönlichen Selbst, welches Gott für eine Form des Guten sucht, hin zum Gott-ist-Selbst zu vollziehen. Du begreifst, dass Gott bereits ist; daher musst du Gott nicht länger suchen. Du musst nicht versuchen, Krankheit als solche zu heilen, denn du weißt, dass das, was den Sinnen als Krankheit erscheint, eine optische Illusion ist. Ja, es stimmt, dass es gemäß dem materiellen Eindruck so erscheint, als ob Krankheit heilt, unsere Geschäfte erblühen, unsere finanziellen Mittel reichlich werden, unsere Familien in Liebe und Eintracht leben und unsere Häuser und Wohnungen schön und zufriedenstellend sind. Wir erleben uns selbst als auf Erden erfüllte Gott-Wesen. Wir sind in der Welt, aber nicht von ihr (das ist das ganze Geheimnis). Wir bringen das Gott-ist-Bewusstsein, das wir sind, zum Vorschein.
Für den materiellen Eindruck erscheint das Gott-ist-Bewusstsein unfehlbar als Heilung, Befriedung, als Erblühen, Harmonie und Erfüllung. Der Weg hierzu ist jedoch das Gott-ist-Bewusstsein, welches sich niemals um ein äußeres Gutes kümmern muss; Gott-ist-Bewusstsein ist eins und allgegenwärtig. Sein Inneres ist sein Äußeres und sein Äußeres ist sein Inneres. Solange wir Gott-ist-Bewusstsein sind, sind wir die Ursache dessen, was als gott-ähnlicher Mensch, Betrag, Zustand oder als gott-ähnliches Ding erscheint. Ohne unser Sein als Gott-Ursache gibt es auch keine Gott-Wirkung in unserer Erfahrung.
Ich weiß, dass du diesen subtilen Unterschied erfassen und fühlen kannst.
Gott ist – ich muss Gott nicht suchen. Gott ist bereits mein Geist, mein Körper, meine Welt, meine Arbeit oder mein Geschäft, meine Versorgung, meine Nachbarn, meine Gefährten, meine Familie, mein Zuhause.
Gott ist bereits. So lass mich in Gott ruhen und die Unendlichkeit, die Gott ist, die Werke verrichten. Ich kann die Werke nicht verrichten, selbst wenn ich glaube, dass ich das müsste und es mein ganzes Leben versucht habe. „Ich kann nichts von mir selbst aus tun.“ (Johannes 5,30) Ich – das persönliche Selbst – bin nichts. So lass mich den Glauben an ein persönliches Selbst aufgeben und in Gott-ist weilen. Lass mich diesen Unsinn der Gott-Suche um einer Wirkung willen aufgeben und lass mich die Präsenz und die Aktivität Gottes im Inneren fühlen und erkennen, dass sie es ist, die die Werke verrichtet.
Da ich ruhe und völlig frei der Aktivität Gottes gewahre, verrichtet die Unendlichkeit und Allgegenwart von Ist in mir die Werke. „Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke.“ (Johannes 14,10)
Mit Segen
Paul
P.S. Das neue Miracle-Self-Buch „Acts of Awareness“ ins nun in englischer Sprache erschienen und sowohl als Taschenbuch, als auch kostenfrei online auf MiracleSelfBooksONLINE verfügbar.
Ich hoffe, dass alle Miracle-Self-Schüler mit diesem Buch arbeiten und dadurch bereichert werden. Seine 94 Seiten sind auf die Essenz der praktischen Erkenntnis reduziert. Die Früchte von Gesundheit, Harmonie und Fülle sind auf jeder Seite zu deiner Erbauung dargelegt.
Es bedarf lediglich der Hingabe und der Beharrlichkeit des Individuums hinsichtlich der Praxis, die auf diesen Seiten beschrieben wird, damit die Früchte des Guten täglich die praktische Erfahrung füllen.
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Copyright © 2018 Paul F. Gorman